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Mittwoch, 4. August 2021

Die Heimkehr der Störche von Theresia Graw [Rezension]

 
Bildrechte beim Verlag


Zum Inhalt:
Verlorene Heimat - eine junge Frau kämpft um ihren großen Traum
1952: Dora ist nach ihrer Vertreibung aus Ostpreußen mit ihrer Familie auf einem Hof in der Lüneburger Heide einquartiert worden. Die einstige Gutstochter ist von der Enge und den täglichen Reiberein mit der Bäuerin erdrückt. Sie träumt davon, Tierärztin zu werden und bricht für ein Studium auf nach Berlin. Dort bekommt sie Hinweise zum Verbleib ihrer großen Liebe Curt von Thorau, der seit Kriegsende als verschollen galt. Sie macht ihn schließlich in einem Stasigefängnis ausfindig und kämpft mit allen Mitteln um seine Freilassung. Doch während der Unruhen im Juni 53 gerät sie zwischen die Fronten und muss Hals über Kopf fliehen. Wird Dora es noch einmal schaffen, neu anzufangen – und Curt wiederzufinden? 
(Kurzbeschreibung lt. Ullstein Verlag)
 
 
Weitere Teile:
 
 
Die Autorin:
Theresia Graw wurde 1964 in Oberhausen geboren. Nach ihrem Studium der Germanistik und Kommunikationswissenschaft war sie als Reporterin und Moderatorin für verschiedene Privatsender tätig, bevor sie zum Bayerischen Rundfunk wechselte. Neben ihrer Tätigkeit als Journalistin schreibt sie Romane. »So weit die Störche ziehen« ist ihr persönlichstes Buch, in dem sie die Geschichte ihrer aus Ostpreußen stammenden Familie mit einer fiktiven Handlung verwebt. Theresia Graw hat zwei erwachsene Kinder und lebt in München. 
(Quelle: Ullstein Verlag)
 
 
Meine Meinung:
Mit großer Begeisterung habe ich seinerzeit „So weit die Störche ziehen“ gelesen und mich sehr gefreut, dass es nun eine Fortsetzung der Geschichte um Dora Twardy gibt. Man kann den zweiten Teil sicherlich auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber es ist bedeutend schöner, beide Teile in der Reihenfolge zu lesen.
Nachdem der erste Teil mit der Vertreibung der Familie Twardy aus Ostpreußen endete, erleben wir nun Dora und ihre Familie rund 7 Jahre später in der Nähe der Lüneburger Heide, wo sie auf einem Bauernhof einquartiert sind. Die Familie lebt dort in einfachsten und sehr beengten Verhältnissen und muss für die Unterkunft durch Arbeit auf dem Hof „bezahlen“. Immer wieder gibt es Reibereien mit der Bäuerin, die von ihrer Einquartierung trotz der Hilfeleistung nicht begeistert ist. Auch die Dorfbewohner grenzen die „Flüchtlinge“ aus.
Dora fühlt sich schon länger dort nicht mehr wohl. Sie träumt davon, Veterinärmedizin zu studieren und Tierärztin zu werden. Nachdem sie von mehreren Universitäten bereits Absagen erhalten hat, bietet ihr die Uni in Ost-Berlin die Möglichkeit, an einem Aufnahmetest teilzunehmen, den sie auch besteht. Außerdem erhält sie einen Hinweis, dass ihre große Liebe, der Fotograf Curt von Thorau, in Ost-Berlin leben soll. Von ihm sah sie zuletzt im Flüchtlingslager ein Foto, doch danach galt er als verschollen.
Dora zieht mit ihrer Ziehtochter Clara, der Tochter von Curt, nach Berlin, wo sie in der Schwiegerfamilie ihres Bruders unterkommt und ein neues Leben beginnen möchte.

Schnell bin ich wieder eingetaucht in das Leben von Dora und ihrer Familie und auch die Erinnerungen an den großartigen ersten Teil der Geschichte waren schnell wieder da.
Gebannt aber auch mit Sorge habe ich verfolgt, wie Dora in den Ostteil Berlins zieht. Dort wird ihr die Möglichkeit geboten zu studieren und ihrem Traum, Tierärztin zu werden, näher zu kommen. Aber schnell merkt sie auch, dass die Führung der DDR ihr den Studienplatz nicht ohne Gegenleistung zur Verfügung stellt. Auch die Familie der Frau ihres Bruders, in deren Haus sie mit Clara lebt, stellt sich in den Dienst der neuen Regierung und teilt deren Ziele und Ideologien.
Als Clara zur Adresse ihrer großen Liebe Curt kommt, erfährt sie von der Vermieterin, dass Curt verhaftet wurde und im Gefängnis sitzt. Und so bekommt Clara dann auch schnell den ersten Kontakt zur Stasi.

In wirklich wunderbarer Weise bettet die Autorin Doras Geschichte in die realen historischen Ereignisse ein, die gut recherchiert und authentisch sind. Konnte man anfangs noch leicht zwischen West- und Ost-Berlin pendeln und auch im Westen einkaufen, werden die Regeln immer strenger und bald wird der Westen zum „Feindbild“. Einkäufe aus dem Westen dürfen nicht mehr in den Osten gebracht werden und die Menschen im Osten stellen bald fest, dass es im Osten kaum noch etwas zu kaufen gibt. In allen Bereichen wie Lebensmittel, Kleidung usw. gibt es Mängel und die Bevölkerung wird unzufrieden. Es mehren sich die Proteste, die schließlich in dem bekannten Aufstand vom 17. Juni 1953 gipfeln. Auch Dora gerät zwischen die Fronten, kann sich aber mit Hilfe eines US-Soldaten in den Westen retten und dieser Soldat schafft es auch, die kleine Clara zu holen und zu Dora zu bringen.
Doch nun sorgt sich Clara darum, dass sie keine Möglichkeit mehr hat, mit ihrem geliebten Curt in Kontakt zu kommen.
Gebannt habe ich verfolgt, wie Doras Weg weiter geht und immer auf ein Happy End für die beiden gehofft.

Der lebendige und auch emotionale Schreibstil hat mich Doras Leben hautnah miterleben lassen und völlig gefangen genommen. Der Autorin ist es wirklich wunderbar gelungen, die damalige Zeit mit all ihren Facetten lebendig werden zu lassen und auch die Stimmung und das Empfinden der Menschen darzustellen. Ich habe mit Dora gefühlt, gelitten und auch gehofft, dass sie sich ihre Träume erfüllen und auch mit Curt zusammen kommen kann.
Auch die vielen Nebenfiguren, die in Doras Leben eine Rolle spielen, sind realistisch dargestellt und gut in die Handlung eingebunden.

Die Geschichte der ehemaligen Gutsherrin Dora hat mich sehr bewegt, in mir beim Lesen vielfältige Emotionen ausgelöst und mir ein Stück deutsche Zeitgeschichte wieder wach gerufen.
Diese Saga ist ein großartig erzähltes Epos bei dem eine fiktive Handlung, die von der Familiengeschichte der Autorin beeinflusst wurde, wunderbar mit realer Historie verknüpft wurde.
Für mich war es ein Pageturner und auf jeden Fall ein ganz besonderes Lesehighlight!


Fazit: 5 von 5 Sternen



Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Ullstein Verlag und Vorablesen!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Paperback; 1. Edition (2. August 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 656 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3864931703
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3864931703  




 
Kindle-Ausgabe
ASIN ‏ : ‎ B09337Y8LR
Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein eBooks (19. Juli 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Dateigröße ‏ : ‎ 2210 KB 
 
 
 
 
 
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Von der Theresia Graw außerdem gelesen und rezensiert:
 

2 Kommentare:

  1. Guten Morgen Conny,

    die Ostpreußen-Saga interessiert mich auch sehr. Bei Vorab habe ich mich in den letzten Wochen echt zügeln müssen, denn es war ja privat viel los bei uns. Und es geht trubelig weiter, der 30. Geburtstag unserer Tochter steht an. :-)
    Von Graw kenne ich Wenn das Leben Loopings dreht und Mit Hanna nach Havanna. Außerdem noch Das Liebesleben der Suppenschildkröte und Glück ist nichts für schwache Nerven.
    Alles waren 5-Sterne-Bücher für mich.

    Ich wünsche dir eine schöne Restwoche!
    Liebe Grüße
    Barbara

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    Antworten
    1. Liebe Barbara,
      mich hatte der erste Teil der Gutsherrin-Saga schon so begeistert, dass ich den 2. Teil unbedingt lesen wollte. Da habe ich mich gefreut, dass ich bei Vorablesen Glück hatte. Ich finde da selten Bücher, die mich interessieren und wenn habe ich sie oft schon über NetGalley bekommen. Daher habe ich fast schon wieder Punkte genug für zwei Wunschbücher.
      Die ersten beiden vorn Dir genannten Bücher der Autorin habe ich auch gelesen, die älteren nicht.
      Aber hier wagt sie sich ja in ein ganz anderes Genre und hat ihre eigene Familiengeschichte mit einfließen lassen. Und das ist wirklich großartig gelungen!

      Oh da steht ja wieder ein größeres Familienfest an. Wie schön, dann seht Ihr Euch alle schon bald wieder.

      Bis morgen zum FF :-)

      Liebe Grüße
      Conny

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